Mein Hund zieht an der Leine, was tun?!

Christina

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Wenn der Hund an der Leine zieht, sind viele Hundebesitzer verzweifelt, denn schnell kann so aus einem entspannten Spaziergang ein Machtkampf um die Richtung werden. Tatsächlich ist Leinenführigkeit eine sehr schwierige Angelegenheit, basiert sie doch auf einer soliden Grunderziehung. Sehr viele achten im Welpenalter jedoch nicht darauf, ihrem Hund die Leinenführigkeit beizubringen und bekommen später Probleme damit.

Dabei geht es nicht nur darum, möglichst entspannt Gassi gehen zu können. Vielmehr sollte die Sicherheit und Gesundheit des Zwei- und Vierbeiners im Vordergrund stehen: Wenn der Hund an der Leine zieht, sich losreißt und unkontrolliert auf die Straße rennt, kann es zu Unfällen im Straßenverkehr kommen.

Je nach Größe und Kraft deines Vierbeiners, können bei dir auch ausgekugelte Schultern, Stürze oder Zerrungen im Rückenbereich die Folge sein. Kleinere Hunde können zwar recht gut zurückgehalten werden, gesund ist das aber trotzdem nicht. Der ständige Zug an der Leine sowie das plötzliche Reißen, wenn der Hund in die Leine läuft, kann sich vor allem auf die Hals-, Nacken- und Rückenpartie deines Tieres auswirken.

Doch warum zieht ein Hund an der Leine, wenn es weder für ihn noch sein Frauchen oder Herrchen angenehm ist?

Ein kleiner Jack Russell Terrier-Mix zieht an der Leine
Zieht ein kleiner Hund an der Leine, ist das vielleicht nur halb so schlimm, weil man ihn gut zurückhalten kann. Lästig wird es trotzdem und sollte daher abtrainiert werden.

Warum ziehen Hunde an der Leine?

Die Gründe, weshalb es mit der Leinenführigkeit nicht so klappen will, können sehr unterschiedlich sein.

Unterschiedliche Beweggründe

Hund und Halter sind meist aus völlig unterschiedlichen Gründen unterwegs. Als Halter hast du im Sinn, dass der Hund seine Notdurft erledigen und sich bewegen kann, während du entspannt die Natur genießt.

Die Beweggründe deines Hundes, das heimische Sofa zu verlassen, sehen jedoch vollkommen anders aus. Hier gibt es wichtige Gerüche zu wittern, die Markierungen anderer Hunde zu studieren und die Umgebung möglichst detailreich wahrzunehmen. Sprich: Geht dein Hund vor die Tür, ist ihm die Schönheit der Natur vollkommen egal – er will vorankommen, Gerüche und Informationen sammeln und möglichst wenig verpassen.

Unnatürliche Gehgeschwindigkeit

Was den meisten Haltern ebenfalls nicht klar ist: Die menschliche Gehgeschwindigkeit ist für einen Hund mehr als ungewöhnlich. Möchte er entspannt laufen, fällt er typischerweise in eine Art langsamen Trab, der jedoch deutlich zügigeres Vorankommen als das menschliche Gehen bedeutet. Dein Hund hat es also nicht unbedingt eilig, wenn er ein schnelleres Tempo anschlägt als du, sondern versucht lediglich in einer für ihn angenehmen Geschwindigkeit zu laufen.

Manchmal möchte dein Hund aber auch die Laufgeschwindigkeit bestimmen und vorgeben wie schnell ihr beide an euer Ziel gelangt. Insbesondere auf dem Weg zur Gassi-Wiese ziehen einige Hunde besonders stark an der Leine, während sie auf dem Rückweg dann einigermaßen zu halten sind.

Kommunikationsproblem zwischen Hund und Mensch

Wenn ein Hund an der Leine zieht, ist das häufig auf die Misskommunikation zwischen Hund und Halter zurückzuführen. Hunde passen sich unserem Verhalten genau an und tun nichts, um uns absichtlich zu schaden oder uns zu ärgern. Sie reagieren auf ihre Umwelt, leben nach ihren Instinkten und müssen gewisse, für uns normale, Verhaltensweisen erst erlernen. In der Welt des Hundes sind viele Verhaltensweisen nicht falsch, lediglich wir erwachten sie als lästig.

Das Ziehen an der Leine ist also nichts anderes als ein antrainiertes Verhalten, weil viele Besitzer den richtigen Moment im Welpenalter verpassen, ihrem Vierbeiner das Gehen an der lockeren Leine beizubringen. Grund hierfür ist meist der Gedanke, dass es den Hund überfordern könnte, so früh schon sauber an der Leine zu gehen. Er kennt die Vorzüge nicht, die er an einer lockeren Leine hätte. Diese musst du ihm erst einmal zeigen, auch wenn das für dich etwas unverständlich erscheinen mag.

Hund zweifelt deine Führungsqualitäten an

Ein weiterer Grund für das Ziehen an der Leine kann wieder im Bereich deiner Führungsqualitäten liegen. Hunde, die an der Leine ziehen, halten stets den Kontakt zum Menschen und fühlen sich verpflichtet, auf diesen aufzupassen.

Vorangehen in einem Rudel bedeutet meist eben auch, dass dieser für die Sicherheit im Rudel verantwortlich ist. Häufig ist dieses Phänomen auch dann zu beobachten, wenn der Hund ohne Leine viel näher am Menschen läuft. Grund dafür ist, dass der Vierbeiner hier keine Verbindung mehr durch eine Leine hat, sondern näher am Menschen sein muss, um auf ihn aufzupassen.

Ein Hund, der sich für deine Sicherheit verantwortlich fühlt, ist aber leider kein Zeichen von besonderer Liebe. Viel eher zweifelt der Hund an deinen Führungsqualitäten und traut dir nicht zu, die Verantwortung für euch beide zu übernehmen.

Zwei weiße Samojeden ziehen an der Leine
Zwei Hunde, die an der Leine ziehen, können für viel Ärger sorgen. Am besten trainierst du die Leinenführigkeit zunächst mit jedem Hund einzeln, bevor du beide gleichzeitig in das Training miteinbeziehst.

Wie dem Hund Ziehen an der Leine abgewöhnen?

Dein Hund zieht extrem an der Leine und du weißt nicht, was du dagegen unternehmen kannst? Es ist nie zu spät dem Hund das Ziehen abzugewöhnen. Auch wenn dein Hund dieses Verhalten schon über mehrere Jahre hinweg zeigt, lohnt es sich mit dem Leinentraining zu beginnen. Hierfür musst du die Leinenführigkeit neu aufbauen.

Tipp 1: Stop and Go

Wie zuvor erwähnt kann es einigen Hunden einfach nicht schnell genug gehen. Der Hund meint den Weg zu kennen und sieht dich nicht als Leitwolf. Warum also auf dich warten? Ganz einfach, weil du der Rudelführer bist und bestimmst wann, wie und vor allem wie schnell ihr euer Ziel erreicht. Die Übung Stop and Go mag den Hund zwar anfangs ziemlich nerven, teilweise sogar in Stress versetzen. Das Ziel: Je schneller er möchte, desto langsamer kommen wir voran.

Sobald der Hund sich in die Leine wirft, bleibst du erst einmal in aller Ruhe stehen. Wichtig ist, dass du so lange stehen bleibst, bis dein Hund sich beruhigt neben dich setzt, Platz macht oder den Druck auf die Leine loslässt. Möglicherweise kann dies einige viele Minuten dauern, aber da müsst ihr durch. Wenn du weitergehst, wird dein Hund wahrscheinlich sofort wieder in sein altes Muster verfallen. Wiederhole diese Übung so lange bis dein Vierbeiner verstanden hat, dass Ziehen an der Leine das Vorwärtskommen generell verlangsamt.

Tipp 2: Unvorhergesehene Richtungswechsel schaffen Verwirrung

Dein Hund scheint den Weg genau zu kennen und möchte sein Ziel möglichst schnell erreichen. Doch damit ist Schluss. Der Hund zieht an der Leine und du wechseln abrupt die Richtung. Diese Taktik sorgt für Verwirrung und wird den Hund dazu auffordern, sich mehr auf dich zu konzentrieren.

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Tipp 3: Halsband oder Geschirr?

Warum Hunde bei herkömmlichen Halsbändern ein größeres Bedürfnis danach haben zu ziehen als an festen Geschirren ist nicht wirklich geklärt. Es kann es sich also lohnen, statt einem Halsband ein Brustgeschirr bei deinem Vierbeiner zu testen.

Tipp 4: Tricksen und Ablenken

Der Hund zieht ständig an der Leine und ist dabei total auf sein Ziel fixiert und alles, was auf seinem Weg liegt? Lenke die Aufmerksamkeit auf dich, am besten mit einem interessanten Spielzeug, den Lieblingsleckerlis oder einem Kauknochen. Damit du ihn direkt belohnen kannst, muss er nahe bei dir bleiben.

Leinenführigkeit muss geübt werden

Ein Hund, der jahrelang an der Leine gezerrt hat, braucht eine Menge Geduld, Zeit und Aufmerksamkeit, um sein antrainiertes Verhalten zu ändern. Gib daher nicht nach wenigen Tagen schon auf und freu dich über die kleinen Erfolgserlebnisse. Teile diese auch mit deinem Hund und er wird schnell bemerken, dass es sich lohnt nach deinen Spielregeln zu leben. Grundsätzlich gilt: Druck erzeugt Gegendruck, in allen Bereichen der Hundeerziehung. 

Wenn dein Hund an der Leine zieht, empfehlen wir dir auch unseren Artikel zum Thema Leinenführigkeit, um die Hintergründe für solch ein Verhalten noch besser nachvollziehen zu können.

Über Christina

Haustiere begleiten unsere Chefredakteurin, Christina, seit Kindertagen. Mit über 25 Jahren Erfahrung in der Haltung von Hunden und diversen Kleintieren wie Meerschweinchen, Kaninchen und Vögeln, hat sie ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse unserer tierischen Lieblinge entwickelt und teilt dieses Wissen nun auf Petlindo.