Ob Alarm oder Freude: Dass Hunde hin und wieder bellen, ist eine völlig natürliche Eigenschaft. Das Bellen ist ein wichtiger Kommunikationskanal im Rudel und hat somit durchaus seinen Sinn.
Dennoch ist übermäßiges Bellen nicht normal und kann schnell nerven und Stress für deinen Vierbeiner bedeuten. Es sollte daher frühzeitig korrigiert werden. Viele Hundehalter verstehen aber nicht die Gründe hinter dem Bellen und reagieren daher oft viel zu spät, wenn es darum geht, dieses Laster zu beheben.
Mit den Jahren verstärken sich die Probleme und es werden buchstäblich Kläffer herangezogen. Einem Hund das Bellen nach mehreren Jahren abgewöhnen zu wollen, kann unter Umständen ein schwieriges – aber nicht unmögliches – Unterfangen werden.
Wann dürfen Hunde bellen und wann sollte man ihnen das Bellen abgewöhnen
Natürlich ist es nicht möglich dem Hund das Bellen komplett abzugewöhnen. Das Bellen gehört zu den natürlichen Verhaltensweisen deines Hundes und denen sollte er auch nachkommen dürfen. Dein Hund sollte auf keinen Fall für jedes Bellen ausgeschimpft oder gar bestraft werden.
Das Bellen deines Hundes kann prinzipiell sehr unterschiedliche Dinge ausdrücken und deinem Vierbeiner in sehr verschiedenen Situationen als angebracht erscheinen.
Um deinem Hund das ständige Bellen abzugewöhnen, solltest du daher zunächst herausfinden, wann und warum er sich derart anstrengt, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Denn nichts anderes ist das Bellen für den Hund: Eine Möglichkeit, sich seinen Rudelmitgliedern mitzuteilen.
Identifiziere zunächst die Situationen, in denen dein Hund bellt:
Bellt dein Hund zum Beispiel…
- … andere Hunde an?
- … Menschen an?
- … nachts?
- … wenn er alleine ist?
- … am Zaun im Garten?
- … wenn es klingelt?
- … bei jedem Geräusch, das er hört?
Wie oft bellt dein Hund am Tag?
Kannst du sein Bellen unterbrechen und ihn korrigieren?
Warum bellen Hunde eigentlich?
Erst wenn du identifizieren konntest, wie häufig und in welchen Situationen dein Hund bellt, kannst du durch genaues Beobachten herausfinden, was sein Verhalten auslöst. Die häufigsten Ursachen für penetrantes Bellen sind vor allem negativer Natur: Angst, Frust, Langeweile oder auch Unsicherheit.
Hund bellt aus Unsicherheit: Oftmals reflektieren Halter ihre Emotionen auf den Hund
Angst und Unsicherheit sind in vielen Fällen Auslöser für das Bellen.
Dies zeigt sich insbesondere in Situationen, in denen beispielsweise der Halter nervös wird. Erschreckt sich also etwa der Halter während des Gassigangs, weil plötzlich ein anderer Hund mit seinem Menschen um die Ecke biegt oder auf einmal ein Auto wie aus dem Nichts auftaucht, geht diese Anspannung nicht an den sensiblen Antennen des Hundes vorbei.
Er registriert, dass dich als Halter etwas verunsichert. Er hat den Eindruck, dass du nicht mehr Herr der Lage bist und scheinbar seine Hilfe benötigst. Bellt dein Hund in solchen Situationen, mangelt es also an Vertrauen und er ist der Ansicht, dass er dich beschützen und die Situation regeln muss.
Er übernimmt daher die Aufgabe, das Rudel (in den meisten Fällen die Familie) vor möglichen Gefahren zu warnen.
Und da dein Hund aber nicht weiß, welche Dinge gefährlich sein könnten oder auch nicht, warnt er seine Rudelmitglieder pauschal vor allem. In den schlimmsten Fällen steigert sich diese Vertrauensfrage sogar hin zum Angstkläffer.
Hunde, die bellen, beißen nicht?
Jeder kennt diese Redensart und auch wenn ein wenig Wahrheit dahinter steckt, sollte man sie mit Vorsicht genießen.
Bellen hat nur sehr selten einen aggressiven Hintergrund, dennoch kann Bellen grundsätzlich ein Warnsignal sein. Der Hund möchte mit seinem lauten Bellen bemerkt werden und die mögliche Gefährdung ankündigen. Somit kann Bellen unter Umständen auch die Vorstufe zum Beißen oder Angreifen sein.
Frust als Auslöser: Unterforderte Dauerbeller
Langeweile ist ein No-Go in der Hundewelt. Sieht man die geliebten Vierbeiner stundenlang auf dem Sofa oder in ihrem Körbchen herumdösen, kann man es kaum glauben. Doch tatsächlich sind unterforderte Hunde schlichtweg mies gelaunt, unentspannt und frustriert.
Zu wenig Auslauf und Bewegung kann daher unerwünschtes Verhalten, etwa das ständige Bellen, auslösen.
Im Grunde handelt es sich dabei also um einen „Schrei nach Aufmerksamkeit“. Vor allem bei Hunderassen mit einem starken Hüteinstinkt wie Spitz, Schäferhund oder Border Collie kann dieses Problem leicht bei Unterforderung auftreten.
Bellt dein Hund aus Schmerz?
Nicht immer steckt Angst oder Frust hinter langanhaltendem Bellen. Die Möglichkeiten, sich mitzuteilen, sind für Hunde nun mal eher begrenzt. So kann es beispielsweise auch möglich sein, dass starke Schmerzen hinter dem nervigen Gebell stecken.
Hier sollten Halter insbesondere dann aufmerksam werden, wenn ihr Hund bis dato eigentlich nicht zu auffälligen Bellereien neigt. In diesem Fall sollte ein Tierarzt vorab klären, dass nicht doch eine Erkrankung oder Verletzung hinter dem starken Kommunikationswunsch deines Hundes steckt.
Der Hund bellt beim Spielen, wenn die Freude überhandnimmt
Bellen wird auch häufig mit Übermut und Freude verbunden. Vor allem junge Hunde bellen untereinander zur Spielaufforderung oder, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Auch gegenüber dem Menschen macht der Hund sich so bemerkbar, wenn er spielen will. Einem übermütigen Welpen, der zudem auch noch im Spiel knurrt und beißt, sollte jedoch Einhalt geboten werden, damit er früh lernt, wo die Grenzen sind.
Warum Hunde bellen: die häufigsten Ursachen auf einen Blick
- Spielaufforderung
- Freude
- Mangelnde Auslastung und Langeweile
- Rassetypisches Bellen
- Mangelnde Aufmerksamkeit
- Stress und Überforderung
- Angst und Unsicherheit
- Schutzinstinkt und Revierverteidigung
- Aggression
- Gesundheitliche Probleme
Wie gewöhnt man dem Hund das Bellen ab?
Ist sichergestellt, dass sich hinter dem auffälligen Verhalten keine Erkrankung verbirgt, gilt es, dem Hund das ständige Bellen abzugewöhnen.
Beobachtest du das Verhalten deines Hundes genauer, wird sich schnell herausstellen, ob es sich eher um Unsicherheit und den Wunsch dich zu beschützen handelt oder ob das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Auslastung der Grund ist.
Hast du herausgefunden, wo das Problem liegt, ist es meist kaum noch ein Problem, die Ursachen zu beseitigen und das Bellen einzudämmen. So helfen gegen Frust und Unausgeglichenheit vor allem gemeinsame Aktivitäten wie lange Spaziergänge, Radtouren, Hundesport oder auch Suchspiele in der Wohnung.
Auch die Rasse ist ein nicht unwichtiger Faktor.
Handelt es sich beispielsweise um ein Tier aus sogenannten Arbeitslinien, wie zum Beispiel beim Border Collie oder Schäferhund, kann es sehr gut sein, dass dein Hund einfach gerne seinen Job erledigen möchte.
Diese Hunde neigen dazu, unter Umständen trotz guter körperlicher Auslastung, innerlich unzufrieden zu sein. Hier kann es sinnvoll sein, sich beispielsweise bei Rassehundevereinen oder Hundeschulen zu erkundigen und herauszufinden, wie du deinen Hund ideal beschäftigen und auslasten kannst.
Unsicherheit besiegen: So sorgst Du für einen stressfreien Vierbeiner
Unsicherheit ist die etwas kompliziertere Begründung für ständiges Bellen. Hier helfen Spiele und lange Spaziergänge selten weiter. Stattdessen muss der Fokus darauf liegen, dem Hund zu vermitteln, dass du als Halter alles unter Kontrolle hast und er sich entspannen kann.
Hier wartet nicht selten eine Menge Arbeit auf dich. Denn um die Vertrauensbasis wieder zu festigen, braucht es vor allem Geduld und den Willen, nicht ausschließlich am Hund, sondern vielmehr an sich selbst zu arbeiten.
Du musst lernen deinem Hund zu vermitteln, dass die Welt kein böser Ort ist.
Wie du das am besten schaffst, zeigt dir zum Beispiel die Hundetrainerin und Verhaltensberaterin Mirjam Cordt. In ihrer Onlineschulung zeigt sie dir Schritt für Schritt, wie du deinem Hund helfen kannst, dir (wieder) zu vertrauen und eine positive Erwartungshaltung gegenüber seiner Umwelt zu entwickeln. Mit leicht umsetzbaren Techniken kannst du für deinen Hund zu einem vertrauenswürdigen Partner werden.
Mit Ruhe und Sicherheit die Kontrolle behalten
Auch das Bellen, wenn sich beispielsweise durch Klopfen oder Klingeln Besuch ankündigt, hat meist mit Unsicherheit und dem Bedürfnis, Haus und Familie schützen zu müssen, zu tun. Hier liegt es an dir deinem Hund zu vermitteln, dass du alles unter Kontrolle hast und es keinen Grund zur Aufregung gibt.
Dies gilt besonders für Hunde, die es nicht bei einem kurzen Bellen belassen, sondern minutenlang kläffen und den Besuch sofort unter die Lupe nehmen, anspringen und kontrollieren möchten. Als Halter solltest du daher die Kontrolle an der Tür wieder übernehmen. Klingelt es, gehst du ohne Hektik in Richtung Tür. Dein Hund sollte nun durch einen deutlichen Befehl in seinem Bellen unterbrochen und auf einen festen Platz verwiesen werden.
Falsch wäre es hingegen, das Verhalten durch Streicheln oder Zureden zu belohnen. Dies gilt für alle Situationen, in denen dein Hund unerwünschtes Verhalten, wie etwa Dauerbellen, zeigt. Die Belohnung des korrekten Verhaltens und zugleich das Ignorieren des nicht erwünschten Verhaltens zählt zu den Grundregeln, um einen Hund zu korrigieren.
Dieses Training klingt komplizierter als es tatsächlich ist. Zwar erfordert es anfangs einige Geduld, die sich jedoch auszahlt. Aufmerksamkeit sollte dein Hund erst dann bekommen, wenn er sich ruhig und entspannt verhält.
Zudem solltest du stets daran denken, dass jede Situation, in der du die Kontrolle behältst, positiv auf das gesamte Vertrauensverhältnis auswirkt. Vermittelst du also in diesen Momenten, dass du keine Hilfe benötigst und als Rudelchef alles im Griff hast, wirkt sich dieser Fortschritt auch in anderen Situationen, etwa beim Gassigang, aus. Es lohnt sich also, das Training hier an verschiedenen Alltagssituationen anzusetzen.
Gleiches gilt für den gemeinsamen Gassigang. Die Unsicherheit deines Hundes entsteht, weil du eben diese ausstrahlst. Dein Hund möchte dich unterstützen und das vermeintliche Problem für dich lösen. Auch hier gilt es, ruhig aber bestimmt mit der Situation umzugehen, unerwünschtes Verhalten zu ignorieren und auszustrahlen, was Fakt sein sollte: Du bist der Chef und hast alles unter Kontrolle.
So kannst du deinem Hund das Bellen abgewöhnen – Die wichtigsten Regeln!
- Schaffe Vertrauen und übernimm wieder die Führung im Rudel.
- Bleibe souverän und gelassen und lass dich nicht von der Aufregung/Hektik deines Hundes anstecken.
- Weise deinem Hund einen festen Platz im Haus zu, damit du deinen und seinen Bereich klar trennen kannst. Sein Platz bedeutet gleichermaßen Auszeit und Ruhe.
- Sei konsequent.
- Hunde, die überhaupt nicht mehr bellen dürfen, leiden womöglich darunter. Lasse den Hund ruhig ein bis zweimal, beispielsweise beim Haustürklingeln, bellen um ihn nicht auszuschließen. Wichtig ist jedoch, dass dein Hund lernt auf dein Kommando das Bellen auch wieder zu beenden und sich zu entspannen.
- Laste deinen Hund sowohl körperlich als auch mental genug aus.
Extra-Tipp: Und wenn du das Training noch weiter verstärken möchtest, kannst du dem Hund auch das Kommando Bellen beibringen. Richtig gehört! Ein Hund, der weiß, wann er mit dem Bellen aufhören muss, kann auch auf Kommando bellen. So gibst du dem Hund hin und wieder gezielt die Möglichkeit etwas zu bellen/sagen.
Hund hört nicht auf zu Bellen: Hundetrainer und Tierpsychologen stehen dir mit Rat und Tat zur Seite
Nicht immer ist es leicht zu verstehen, was in den Köpfen unserer Hunde vor sich geht.
Daher ist die Unterstützung durch erfahrene Experten wie einen Hundetrainer oder Hundepsychologen meist Gold wert. Dieser wird die Ursache für das Dauerbellen herausfinden und gemeinsam mit dir Lösungswege ausloten, die den Alltag sowohl für dich als auch für deinen Hund entspannter werden lassen.
Denn schlussendlich solltest du als Halter niemals vergessen: Dein Hund kläfft nicht, um dich zu ärgern oder weil er seine Bellstimme unwiderstehlich findet.
Er möchte damit etwas zum Ausdruck bringen und benötigt deine Unterstützung, um sein „Problem“ zu lösen. Mit Geduld und Disziplin werdet ihr gemeinsam einen Weg finden, damit das Dauerbellen bald der Vergangenheit angehört.
Exkurs: Welche Hunderasse bellt wenig und welche Hunde bellen viel?
Auch bei Hunden gibt es Exemplare, die sich manchmal mehr und manchmal weniger stark ihren Menschen oder Artgenossen mitteilen wollen. Gerade kleine Hunden scheinen besonders viel zu bellen. Aber selten ist dieses Verhalten wirklich von der Rasse abhängig.
Viel häufiger liegt das Problem an der falschen Erziehung. Kleine Hunde werden beim Bellen von ihren Besitzern häufig sogar unbewusst bestärkt, indem sie diese zum Beispiel auf den Arm nehmen oder es einfach hinnehmen.
Welche Rassen sich schneller aufregen und daher als bellfreudiger gelten können, wenn sie nicht lernen damit umzugehen, siehst du in nachfolgender Liste.